| Prävention & Arbeitsschutz

Erster Lehrgang „Fachkunde Absturzprävention“

Peter Murnauer (6.v. l.)  gemeinsam mit Michael Andrä (r.) und Franz Nüßlein (2.v.l.) und den weiteren Teilnehmern und Referenten des Lehrgangs Fachkunde Absturzprävention in Immenstadt.

Am 2. und 3. November fand erstmals ein Lehrgang zur Absturzprävention für Zimmerer in Bayern statt. Genutzt wurde dabei die neue Werks-, Sicherheits- und Trainingshalle am Berufsschulzentrum in Immenstadt.

Abstürze und Durchstürze gehören zu den häufigsten Ursachen für tödliche Arbeitsunfälle auf dem Bau. Schon ein Sturz aus geringer Höhe kann zu schwersten Verletzungen führen. Ein effektiver Absturzschutz kann Unfälle verhindern und Leben retten. Wie mehr Sicherheit auf Baustellen erreicht wird, wurde den Teilnehmern beim Lehrgang „Fachkunde Absturzprävention“ in Immenstadt vermittelt. Führungskräfte und aufsichtführende Beschäftigte wurden von dem Referententeam rund um Peter Murnauer, Mitarbeiter Sachgebiet Hochbau der BG BAU, für das Thema Absturz bei Bauarbeiten sensibilisiert und über mögliche Gefahren und präventive Maßnahmen informiert.

Im Fokus des Lehrgangs standen innovative, praxisnahe Lösungen und moderne Arbeitsmittel. Konkret wurden im Seminarraum des BZ Immenstadt zunächst rechtliche Aspekte und theoretische Informationen zu einem Thema besprochen. Dann sind alle Lehrgangsteilnehmer in den Praxisraum umgezogen, wo die konkrete Umsetzung der Thematik auf der Baustelle genauer beleuchtet wurde. Am ersten Tag ging es beispielsweise zunächst um die Theorie und die verschiedenen Formen von Leitern, in der Praxis wurden dann die unterschiedlichen Bauteile der Leiter unter die Lupe genommen. Zudem konnten die Teilnehmer vorhandene Mängel identifizieren. Franz Nüßlein, Geschäftsführer von Holzbau Nüßlein GmbH, fand diesen Wechsel zwischen Theorie und Praxis sehr gelungen. Auch Michael Andrä, Geschäftsführer der Andrä & Hofmann Zimmerei & Gerüstbau GmbH & Co. KG, lobte die Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis. Auch wenn der Praxisanteil für seinen Geschmack noch größer hätte ausfallen können.

Am zweiten Tag lag der inhaltliche Fokus auf den Themen Gerüst und Netz. Hier besprach Referent Michael-Georg Vogl vom Bildungszentrum Weilheim die verschiedenen Gerüsttypen und weitere theoretische Inhalte mit den Teilnehmern im Seminarraum, bevor dann die Stärken des Veranstaltungsorts richtig genutzt werden konnten. Die am 13. Oktober eingeweihte Werks-, Sicherheits- und Trainingshalle am Berufsschulzentrum Immenstadt bietet mit einer Länge von 21 Metern, einer Breite von 24,5 Metern und über 10 Metern Höhe sowie der Ausstattung die perfekten Voraussetzungen für den Gerüstaufbau sowie die Umsetzung der PSA gegen Absturz. Referent Klaus Heiligmann (LAYER-Großhandel GmbH & Co. KG) vermittelte dabei nicht nur die Grundlagen zur PSA, sondern stellte auch innovative Systeme vor. Michael Andrä fand „den praktischen Teil mit Gerüstbau, Abseilen und PSA besonders gut, außerdem die Leiterprüfung.“

Im Lehrgang wurde auch thematisiert, welche Aufgaben und Vorkehrungen bereits in der Vorfertigung getroffen werden können, damit auf der Baustelle gar nicht erst ein Gefahrenbereich entsteht. Die Grundstruktur des Lehrgangs stand vorher fest, doch ermöglichte sie, die detaillierte Ausgestaltung an den Fragen und Bedürfnissen der Teilnehmer zu orientieren. Diese offenen Gespräche sowie die eingeräumte Zeit für Diskussionen und Fragen bzw. deren Beantwortung wurden von den Zimmerern als sehr gut bewertet. Michael Andrä beurteilte die Diskussionen als sehr positiv, ergebnisorientiert und gewinnbringend. Gerade den Austausch mit Peter Murnauer von der BG empfand er als sehr praxisnah und um Umsetzbarkeit bemüht.

Organisator Peter Murnauer resümierte begeistert: „Das war eines der intensivsten und fachlich hochwertigsten Seminare, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Das Niveau war durchgängig sehr hoch. Es wurden gute Fragen gestellt und gegenseitig auch Lösungsansätze präsentiert.“  Die sehr gute Stimmung und den lockeren Umgang miteinander, sowie die gegenseitigen Tipps hob auch Franz Nüßlein positiv hervor.

Michael Andrä fasst zusammen: „Natürlich hat man viele Inhalte schon mehrfach gehört, aber man lernt auch immer etwas Neues. Und der Austausch untereinander ist so wichtig.“ Franz Nüßlein bewertet die zwei Tage in Immenstadt als „gute Auffrischung“ und wird die behandelten Auffanggurtvorschriften im eigenen Betrieb umsetzen. Außerdem gibt er zu – wie die meisten Teilnehmer – den Lehrgang auch aus finanziellen Gründen besucht zu haben. Denn die BG BAU erstattet bis zu 400 Euro der reinen Seminargebühren zurück, wenn zuvor das E-Learning-Modul abgeschlossen wurde. Die erfolgreiche Teilnahme am Lehrgang ist zudem Voraussetzung für die Inanspruchnahme der beitragsunabhängigen Prämienförderung von bis zu 10.000 Euro (höchste Förderstufe).

Michael Andrä berichtet, im eigenen Betrieb seien für 2024 einige Investitionen im Bereich Arbeitssicherheit geplant und bei den nicht unwesentlichen Beiträgen zur BG, wolle er auch die höchstmögliche Förderung erhalten. Geld, das in die eigene Arbeitssicherheit gesteckt werde sei gut investiert und er bekäme etwas von seinen Beiträgen zurück.

Den Lehrgang würde Michael Andrä anderen Zimmererkollegen „auf jeden Fall empfehlen. Wir alle können nur besser werden im Bereich Arbeitsschutz, wenn wir uns immer weiter schulen.“ Auch für 2024 sind vom Landesinnungsverband Lehrgänge in Planung.

Referent Klaus Heiligmann gibt den Zimmerern wertvolle Tipps für die Umsetzung der PSA gegen Absturz – die neue Halle am BZ Immenstadt bietet dafür die perfekten Voraussetzungen.

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