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„Ich will junge Leute für das Zimmererhandwerk begeistern“

Zimmermeister Stephan Pöschl ist mit seinem Betrieb überzeugtes Innungsmitglied – die Weiterbildungs- und Austauschmöglichkeiten legt er allen Zimmerern ans Herz.

Stephan Pöschl ist eines der beiden Gesichter der DACH+HOLZ International 2024. Der 29-jährige aus Schmatzhausen (Niederbayern)  ist Zimmermeister und gemeinsam mit seinem Vater Geschäftsführer von Pöschl Zimmerei und Holzbau GmbH. Der Betrieb versteht sich als klassische Zimmerei, die zehn Zimmerer und zwei Auszubildende beschäftigt.

Stephan, wir freuen uns sehr, dass du als Niederbayer und Verbands- und Innungsmitglied (Landshut) das männliche Gesicht der DACH+HOLZ International 2024 bist. Was hat dich dazu veranlasst, dich zu bewerben?

Ich bin gerne Zimmerer und repräsentiere gerne das Zimmererhandwerk und als ich gelesen habe, dass die Gesichter gesucht werden, hat mich das angesprochen und da habe ich mir gedacht, da ist das Richtige für mich. Und ich will junge Leute fürs Zimmererhandwerk begeistern.

Wie war es für dich, als du erfahren hast, dass du für die Zimmerer ausgewählt

Ich hatte das für mich schon ad acta gelegt, als der Anruf kam. Ich habe mich total gefreut und ich war auch stolz darauf, dass ich die Zimmerer repräsentieren darf. Ich bin gerne mit Gleichgesinnten in Kontakt und treffe bei der Messe mit Sicherheit viele, mit denen ich mich austauschen kann.

Welche Auftritte hattest du bereits für die DACH+HOLZ International 2024 und was ist auf der Messe geplant?

Der Zimmerer -und Holzbaugewerbetag in Erlangen war der bisher größte Auftritt, wo wir der Branche vorgestellt wurden. Des Weiteren habe ich jetzt ein paar Interviews geführt sowie einen Podcast aufgenommen. Auf der Messe sind wir vom 5. bis 8. März 2024 vor Ort, nehmen an Podiumsdiskussionen teil, besuchen die Messestände und einige weitere repräsentative Termine stehen in Stuttgart an.

Wie groß ist euer Betrieb und welche Leistungen bietet ihr an?

Wir beschäftigten aktuell zehn Zimmerer und zwei Auszubildende. Mein Vater und ich sind beide Geschäftsführer und arbeiten größtenteils im Büro, das meine Mutter mit Bravour leitet. Wir beschäftigen uns mit allem, was mit dem Dach zu tun hat. Das Spektrum reicht von modernem Holzbau und Bauen im Bestand, Dachstühlen, Dachsanierungen über kleinere Aufträge wie Carports, Garagen usw. bis zu Hallen und Gewerbebau. Wir sind also ein klassisches Zimmereiunternehmen mit Tradition, kein großer Holzbaukonzern.

Mein persönliches Anstreben ist, dabei einen relativ engen Radius von 20-30 km abzudecken. Warum sollte man weiter wegfahren, wenn die Arbeit vor der eigenen Haustür ist? Natürlich machen wir auch Ausnahmen und fahren für Stammkunden auch mal weiter – aber in der Regel arbeiten wir in und um Landshut.

Wie sieht euer und dein persönlicher Arbeitsalltag aus?

Unsere Angestellten kommen in der Regel morgens 10 Minuten vor Arbeitsbeginn zu uns. Dann gibt es eine kurze Einsatzbesprechung mit den Kapos und das Werkzeug wird zusammengerichtet. Die LKW sind bereits beladen, sodass es schnell auf die Baustellen geht. Einmal am Tag kommt einer von uns, also mein Vater oder ich, vorbei und spricht Details durch. Abends folgen dann die Nachbesprechung und Planung für den nächsten Tag.

Wir haben geregelte Arbeitszeiten an fünf Arbeitstagen in der Woche. Da wir ja sehr von der Witterung abhängig sind, wäre eine 4-Tage-Woche für uns generell nur schwierig umsetzbar, wobei der Freitag kürzer ist als die anderen Arbeitstage.

Ich bin in der Regel vormittags im Büro und kümmere mich um Bestellungen und die Arbeitsvorbereitung, nachmittags bin ich dann auf der Baustelle aktiv – da mache ich Restarbeiten oder was sonst ansteht. Im Anschluss bereite ich dann den nächsten Tag vor. In der Hochsaison bzw. wenn es brennt, bin ich auch mehr auf Baustellen und beim Dachstuhl aufstellen usw. voll im Einsatz. Das mache ich auch gern, ich bin einfach gern Zimmerer. Deshalb finde ich unsere Betriebsgröße auch genau richtig. Mir ist wichtig, dass ich selber noch präsent auf den Baustellen sein kann. Nur im Büro sitzen wäre nichts für mich.

Mein Vater ist eher zuständig für Angebote und Abrechnung. Er unterstützt mich, wenn ich Entlastung brauche bei der Arbeitsvorbereitung und Abwicklung. Er macht ab und zu kleinere Reparaturen, aber auf der Baustelle arbeitet er nicht mehr mit.

Du bist Zimmermeister und führst euren Betrieb gemeinsam mit deinem Vater. Seit wann ist das so?

Geschäftsführer bin ich seit gut zwei Jahren. Seitdem ist die Aufteilung so, wie ich es oben beschrieben habe. Vorher war ich zu 100 Prozent auf der Baustelle aktiv und habe dann nach der Meisterprüfung immer mehr im Büro übernommen. Früher war unser Betrieb etwas kleiner. Seit ich eingestiegen bin, haben wir uns vergrößert.

Die Ausbildung habe ich in einem anderen Betrieb gemacht, das war mir wichtig, dass ich woanders lerne. Ich wollte ein neutrales Umfeld  haben, in dem ich nicht der Junior-Chef bin, sondern ein normaler Azubi. Außerdem wollte ich sehen, wie ein anderer Betrieb arbeitet. Diese Erfahrungen sind sehr viel wert. Nach der Ausbildung bin ich dann als Junggeselle in unseren Betrieb eingestiegen und habe relativ schnell eine Führungsrolle als Kapo übernommen. Nach zwei Gesellenjahren habe ich die Meisterschule besucht.

Mit deinen 29 Jahren hast du mit Sicherheit auf manche Dinge einen anderen Blick als dein Vater. Hast du bereits Änderungen bei euch im Betrieb vollzogen oder planst du konkrete Veränderungen/Weiterentwicklungen?

Die wesentliche Änderung nach dem Meister war, dass wir unser Betriebsgelände zu 70 Prozent abgerissen und modernisiert haben. Meinem Vater war es sehr wichtig, dass wir das gemeinsam planen und entscheiden. Die neue Halle jetzt ist ein moderner Ingenieurholzbau.

Generell haben wir ständigen Austauschen und schauen gemeinsam, was wir noch besser machen können. „Stillstand ist Rückschritt“ ist da unsere Devise. Im Bereich Digitalisierung ist es schon so, dass ich einen anderen Blick habe als mein Vater. Wir präsentieren unsere Firma auch online und darum kümmere ich mich.

Das Thema 4-Tage-Woche ist natürlich auch bei uns diskutiert worden, aber wir stehen zur 5-Tage-Woche und geben lieber mal an einem "Schlechtwettertag" frei oder großzügiger Urlaub. Ein großer Holzbaubetrieb kann beispielsweise mehr in die Vorfertigung stecken und den einen Tag weniger so organisieren, aber wir als kleinerer Zimmererbetrieb sind einfach sehr witterungsabhängig. Da wäre ein fester freier Tag für alle, auch wirtschaftlich nicht so einfach umsetzbar.

Als Gesicht der DACH+HOLZ International 2024 warst du auch auf dem Zimmerer- und Holzbaugewerbetag in Erlangen. Dabei hast du dir auch die Ausstellungsstände angeschaut und beispielsweise eine Brille zur Virtual Reality ausprobiert. Wie war das für dich? Und wie stehst du insgesamt digitalen Entwicklungen im Zimmererhandwerk gegenüber?

Grundsätzlich finde ich es sehr wichtig, dass Zimmereien den Schritt Richtung Digitalisierung gehen und somit konkurrenzfähig zu anderen Branchen bleiben. Unser Handwerk ist traditionell und zurecht stolz darauf, aber gleichzeitig sollten wir auch offen für Neues sein und mit digitalem Fortschritt mitgehen.

Die VR-Brille auszuprobieren fand ich richtig cool. Es ist super faszinierend, was mit der Technik alles möglich ist. So 3D-Analysen werden sicher auch die Zukunft sein.

Sehr spannend finde ich das Aufmaß mit 3D-Laser, damit habe ich mich auch schon zuvor beschäftigt und prüfe gerade, ob das etwas für unseren Betrieb ist.

Eure Zimmerei hat einen Instagram-Account. Betreust du den Account und welchen Einfluss hat Social Media auf eure Arbeit? Wie stehst du Social Media generell gegenüber?

Den Account betreue zu 100 Prozent ich selber, mittlerweile seit zweieinhalb Jahren. Es ist natürlich schön zu sehen, dass es viele Mensch gibt, die das interessiert. Die jungen Leute sind auf den Plattformen unterwegs.

Ich finde, das ist eine gute Gelegenheit für Betriebe, um zu zeigen, was sie alles machen und welche Bereiche sie abdecken. Wir können Kunden generieren und für uns begeistern, wir können Mitarbeiter gewinnen oder Leute fürs Handwerk ermutigen. Wir haben durch Insta wirklich schon den ein oder anderen für uns gewonnen.

Natürlich ist die Betreuung des Instagram-Accounts zeitintensiv, aber ich sehe das als den richtigen Schritt. Das ist für mich „mit der Zeit gehen“. So können wir den anderen Branchen zeigen, dass das Handwerk, insbesondere das Zimmererhandwerk, ganz vorne dabei und modern ist.

Es gibt Wochen, da bin ich wenig bei Insta, in anderen wieder mehr. Pro Woche würde ich sagen, verwende ich darauf circa vier bis fünf Stunden. Ich habe mir das komplett selbst angeeignet und geschaut, was andere machen und das dementsprechend weiterentwickelt – quasi „learning by doing“. Und das kann auch so weiterempfehlen. Man sieht ja, was gut ankommt und was eher nicht.

Hast du jemals darüber nachgedacht, einen anderen Beruf als Zimmerer zu ergreifen?

Nein, ein anderer Beruf kam bei mir nie in Frage. Ich bin ja aufgewachsen in der Zimmerei und wenn du da groß wirst, das gerne magst und auch selber schon einiges ausprobieren darfst, denkst du, „warum sollte ich etwas anderes machen?“ Ich wollte auf jeden Fall die Ausbildung machen und dann weiterschauen. Und in der Ausbildung war mir schnell klar, dass das genau das Richtige für mich ist.

Was sind für dich die schönsten Dinge am Zimmererberuf?

An sich finde ich den Baustoff Holz einfach toll, weil er so vielseitig ist. Ich finde es immer wieder beeindruckend zu sehen, was man aus Holz alles machen kann. Holz fasst man außerdem einfach gerne an und bearbeitet man auch gerne.

Der Beruf deckt viele unterschiedliche Bereiche ab und als Zimmerer sieht man am Ende des Tages, was man geschafft hat. Man leistet etwas und sieht das Ergebnis dann auch und darauf kann man stolz sein. Das ist ein schönes Gefühl.

Und der Zusammenhalt untereinander im Betrieb – da ist Teamgeist, das ist eine eingeschworene Gruppe. Das ist einfach schön, was man als Team schafft, da ist man dann schon stolz.

Was würdest du Schülerinnen und Schülern raten, die noch nicht wissen, was sie beruflich machen möchten?

Grundsätzlich sollten sie sich fragen, was sie gerne machen und was nicht. Bin ich gerne an der frischen Luft? Arbeite ich gerne handwerklich? Gut ist es auch, sich zu überlegen, welche Hobbys sich vielleicht zu einem Beruf ausbauen lassen. Und dann Praktika machen in der Richtung und erforschen, wohin genau es gehen soll. Wenn man also privat gerne tüftelt und zusammenbaut, würde ich ein Praktikum im Handwerk absolvieren. Wer gerne zockt, geht vielleicht eher Richtung IT. Wenn jemand viel draußen ist in der Natur, dann ist Zimmerer natürlich auch passend.

Wie siehst du die Rolle des Zimmererhandwerks im Klimaschutz?

Ich finde, dass Klimaschutz für Zimmereien ein wichtiges Thema ist. Wir müssen da Vorreiter sein mit unserem Baustoff Holz, der sehr klimafreundlich ist – das gleiche gilt natürlich auch für die Dämmstoffe. Material versuche ich von heimischen Sägewerken zu besorgen. Auch bei der Auswahl der Baustellen versuchen wir mit einem kleineren Umkreis den CO2-Ausstoß kleiner zu halten. Auch bei den Dachziegeln versuchen mir mit einem heimischen Hersteller zusammenzuarbeiten. Wir holen unsere von Erlus, die 10 km entfernt sitzen.

Die Herausforderung ist, den Kunden zu überzeugen, dass ökologische und heimische Materialien besser sind, auch wenn es möglicherweise etwas teurer ist als im Ausland. Bei Dämmstoffen ist es manchmal schwierig, bei Dachziegeln oder Holz ist es den Kunden eigentlich egal, weil es kaum einen Preisunterschied macht.

Die Zimmerei Pöschl ist seit einiger Zeit Mitglied der Zimmerer-Innung Landshut. Was sind für euch die Vorteile der Mitgliedschaft?

Grundsätzlich ist ein großer Vorteil, dass wir uns durch die angebotenen Seminare weiterbilden können und somit immer auf dem neusten Stand sind. Wichtig finde ich auch, sich bei den Versammlungen, dem Zimmerer- und Holzbaugewerbetag usw. zu vernetzen. Ich schätze den Austausch mit anderen Zimmerern sehr und kann jedem ans Herz legen, die Möglichkeit auch zu nutzen. Natürlich ist der Mitgliedsbeitrag nicht wenig, aber wir sind ein etabliertes Unternehmen und wollen auch Mitglied sein.

 Du bist uns im Verband als Holzbaujunior schon länger bekannt. Wie beurteilst das Programm?

Für mich ist das eines der besten Angebote von Verband und Innung. Ich will das Programm weiter durchziehen und auch weiterempfehlen. Wir sind da meistens über 40 Leute, das kann sich sehen lassen und spricht für sich. Das Angebot ist relativ praxisnah und sehr abwechslungsreich. Besonders gut finde ich die Betriebsbesichtigungen.

Hast du darüber hinaus bereits Angebote des Verbandes genutzt? Wenn ja, welche und inwieweit hat es dir genutzt?

Ich habe vor einem halben Jahr die Asbestauffrischung gemacht, das fand ich gut. Praktisch fand ich, dass das Seminar online war und ich mir die Anreise sparen konnte. Solche Termine übernehme bei uns immer ich.

Auf dem Zimmerer- und Holzbaugewerbetag 2023 in Erlangen wurden Jennifer Konsek (r.) und Stephan Pöschl (m)., die Gesichter der DACH+HOLZ International 2024, von LIV-Präsident Peter Aicher offiziell vorgestellt.

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